Verwirrt mehrsprachiges Aufwachsen mein Kind?

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

So oft höre ich von Eltern die Frage: Aber wird das mein Kind nicht verwirren, …

… wenn ich plötzlich in einer Sprache spreche, die es nicht versteht?

… wenn wir drei Sprachen Zuhause sprechen?

… wenn ich mal Deutsch, mal Französich rede?

Die Angst vor Verwirrung ist real und oft groß und verhindert im schlimmsten Fall komplett die Weitergabe einer Familiensprache.

Und ganz ehrlich: ich bin verwirrt.

Was meint man denn überhaupt mit Verwirrung?

Hier fängt es schon mal an: wovor genau haben die Eltern denn Angst?

Vielleicht, dass das Kind NIE richtig sprechen lernen wird?

Da kann ich dich sofort beruhigen: Wenn dein Kind sich grundsätzlich altersgemäß entwickelt und keine neurologischen Besonderheiten aufweist, dann wird dein Kind natürlich sprechen lernen. So wie du es getan hast. Und ich. Und jeder andere Mensch auf dieser Welt, der heute erfolgreich in einer oder mehreren Sprachen kommunizieren kann.

Und an dieser Stelle auch wieder die Erinnerung daran: 2 von 3 Kindern weltweit wachsen mit mehr als einer Sprache auf. Und 2 von 3 Menschen weltweit sind mit Sicherheit nicht sprachverwirrt.

Es ist ein bisschen wie mit dem Stillen und Schlafen. In meiner Welt gibt es keinen Grund zu glauben, ein Kind müsse zum Zeitpunkt X alleine schlafen können oder endlich zum Stillen aufhören. Denn ich bin überzeugt davon, dass sie mit 18 oder 19 nicht von uns verlangen werden, mit ihnen ins Studentenheim zu ziehen, damit sie zum Einschlafen stillen können und die Nacht nicht alleine verbringen müssen.

Aber bevor ich hier jetzt womöglich noch abschweife, zurück zur ursprünglichen Frage. Es geht ja hier jetzt um die Angst vor der Sprachverwirrung des Kindes durch Mehrsprachigkeit.

Woran würde man denn erkennen, dass das Kind verwirrt ist?

Hier liegt, so vermute ich, ein riesengroßes Missverständnis zugrunde: nämlich die Idee, dass zweisprachige Menschen so sein müssten, wie zwei einsprachige in einer Person. Dass dem nicht so ist hat schon vor vielen Jahren der Schweizer Sprachwissenschaftler François Grosjean festgehalten.

Und dass dem nicht so ist, können wir auch an uns selbst im Alltag immer wieder feststellen:

Wir mischen unsere Sprachen immer wieder mal. Weil wir es können.

Wir beginnen manchmal Sätze in einer Sprache, nur um mittendrin festzustellen, dass wir gerade versucht haben, der grammatikalischen Struktur einer anderen folgen.

Wir besprechen manche Dinge lieber in der einen als der anderen Sprache.

Wir machen andere Späße in unseren verschiedenen Sprachen.

Besonders sehr junge mehrsprachige Kinder mischen

Und besonders bei sehr jungen mehrsprachigen Kindern, die gerade zu sprechen beginnen, beobachten wir reichliches und kreatives Mischen ihrer Sprachen.

Aber eben nicht weil sie verwirrt sind! Sondern weil sie einen ungemeinen Willen zur Kommunikation haben und sich schlichtweg an all ihren vorhandenen Ressourcen bedienen.

Und warum sollten sie das auch nicht tun? Vor allem die engsten Bezugpersonen wie Mama, Papa oder Geschwister werden mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit zumindest das gemischte Geplauder am Anfang des aktiven Sprechens durchaus verstehen können.

Auch dieser Faktor ist also grundsätzlich hinfällig und absolut kein Grund, eine Familiensprache nicht weiterzugeben.

Eine weitere mögliche Erklärung, woher diese Angst vor Verwirrung kommt, gibt es aber noch. Eine, die nicht völlig abwegig ist und etwas Beachtung verdient.

Ist es die Angst davor, keine Sprache richtig zu beherrschen?

Diese Angst ist schon eher nachvollziehbar. Die Sorge, dass das Kind im Endeffekt keine Sprache hat, in der es sich vollkommen sicher und selbstverständlich ausdrücken kann. Die Sorge um die schulische Laufbahn und die vage Idee von einem möglichen Nachteil bei Prüfungen oder Tests.

Und auch hier kann ich dich guten Gewissens beruhigen: alleine die Tatsache, dass du dir diese Gedanken machst, zeigt mir, dass du dir bewusst darüber bist, dass dein Kind schulisch in einer Sprache bestehen wird müssen, die auch ihre Aufmerksamkeit verdient.

Ein Kind, das ausreichend Input in all seinen Sprachen bekommt, bei dem darauf geachtet wird, dass es zum Beispiel viel mit Büchern in Kontakt kommt, und dessen sprachliche Entwicklung grundsätzlich im Blick behalten wird, wird diese Herausforderungen kaum haben. Und falls doch, dann wird es rasch auffallen und es kann gehandelt werden.

Aber bitte nicht, indem eine Sprache aufgegeben wird, sondern indem Ursachenforschung betrieben wird und ein Weg gefunden wird, wie dieses Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen bestmöglich im Spracherwerb in all seinen Sprachen unterstützt werden kann.

Die Angst ist größer als die tatsächliche Gefahr

In der Realität beobachte ich leider, dass die Angst vor der Verwirrung in keiner Relation zu der tatsächlichen Möglichkeit von zu geringer Sprachkompetenz in der essentiellen Umgebungssprache steht.

Ein bisschen so wie die Hamsterkäufe von Klopapier, du erinnerst dich bestimmt. Plötzlich kaufen alle Unmengen an Klopapier und es dann plötzlich entsteht tatsächlich eine Knappheit, die es ansonsten gar nicht gegeben hätte.

Nur dass es im Fall der Mehrsprachigkeit dann fast immer zu Lasten der weniger präsenten Familiensprache geht, die dann nicht weitergegeben wird aus Angst, das Kind könnte in der Schule Nachteile haben.

Dabei entsteht aber eine reale Lücke in der Sprachkompetenz, nämlich in der Familiensprache, die rundherum wenig bis gar nicht gesprochen wird und dem Kind dann im Endeffekt komplett fehlt.

Und das ist ein Verlust für die ganze Familie.

Die Quintessenz

Du brauchst absolut keine Angst vor der Verwirrung deines Kindes haben. Unsere Kinder sind unglaublich schlau und ihre Gehirne sind darauf ausgerichtet, alle (!) Sprachen, die für ihr (Über)Leben relevant sind, zu erwerben.

Für die Kinder ist mehrsprachiges Aufwachsen ganz leicht. Für die Eltern nicht immer einfach, da sie für die Aufrechterhaltung aller Sprachen über viele Jahre hinweg sorgen müssen.

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