Umgebungssprache in Zeiten von Social Distancing

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Spielgruppen, Kindergarten, Schule, Turnverein – alles wegen Corona geschlossen. Für viele Familien heißt das auch, dass ihr Kind wenig bis keinen Input mehr in der Umgebungssprache bekommt, da diese Zuhause nicht gesprochen wird. Was genau bedeutet das für die Sprachkompetenz des Kindes? Wie geht man mit dieser Situation am besten um?

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Der positive Effekt

Im Umkehrschluss bedeutet die momentane Situation auch, dass die Sprachen, die in der Familie selbst gesprochen werden, jetzt wieder umso mehr gestärkt werden. Aus dieser Perspektive ist die aktuelle Situation eine  echte Chance für die Familiensprachen: selten verbringen Familien so intensiv Zeit miteinder wie gerade jetzt. Es ist Zeit zum Bücher Lesen, Zeit für gemeinsame Aktivitäten und Zeit für mehr Austausch.

Und wenn du bedenkst, dass die Umgebungssprache für viele Kinder spätestens ab dem Schuleintritt immer mehr an Bedeutung gewinnt, dann ist diese Chance jetzt umso größer. Jetzt kannst du das Fundament der Familiensprache(n) aktiv vergrößern und stärken. Und davon wird dein Kind ein Leben lang zehren.

Aber was ist jetzt mit der Umgebungssprache?

Einige Wochen die Umgebungssprache nicht zu hören, wird sich nicht negativ auf die Kompetenz der Kinder auswirken. Im Sommerurlaub, beim Besuch bei den Großeltern, während der Weihnachtsferien kann es immer wieder zu längeren Unterbrechungen kommen. Die Kompetenz ist zwar abhängig von der Menge des Inputs, nimmt aber von einigen Wochen Pause noch keinen dauerhaften Schaden.

Außerdem darfst du nicht vergessen, dass eure Umgebungssprache für euer Kind ja essentiell ist. Es ist die Sprache der Freunde, die Sprache am Spielplatz, im Sportverein, auf der Straße. Dementsprechend wird die Motivation, diese Sprache zu beherrschen und zu sprechen, immer enorm hoch sein. Wie wir wissen, ein ganz wesentlicher Faktor beim Erlernen einer Sprache.

Und wenn es doch noch länger dauert?

Dann gibt es immer noch genügend Möglichkeiten, die Umgebungssprache auch Zuhause zu fördern und stärken, ohne dass sie eine Familiensprache ist. Hier sind ein paar leicht umsetzbare Ideen, aus denen ihr gerne auswählen könnt, was für euch passt.

  • Bücher in der Umgebungssprache lesen
    Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass du deinem Kind gelegentlich Bücher in der Umgebungssprache vorliest. Bleibe einfach ansonsten so konsequent wie möglich bei deiner Muttersprache, damit du diese Chance nicht verpasst. 
  • Mit Freunden telefonieren
    Für dich ist es wahrscheinlich selbstverständlich, mit deinen Freunden zu telefonieren, für dein Kind vielleicht noch nicht. Jetzt ist ein guter Zeitpunk damit zu beginnen, wenn das etwas ist, das deinem Kind (und seinen Freunden) auch Spaß macht.
  • Virtuelles Playdate mit Freunden
    Noch interessanter wird es für die Kinder, wenn sie mit ihren Freunden Videotelefonieren können. Dann können sie sich sehen und sogar gemeinsam spielen, wenn sie Lust darauf haben.
  • Filme in der Umgebungssprache schauen
    Wenn dein Kind älter als 2 Jahre ist, dann wird es auch schon von Filmen oder Serien in der Umgebungssprache profitieren.
  • Lieder in der Umgebungssprache hören und/oder singen
    Kannst du mit deinem Kind Lieder in der Umgebungssprache singen? Oder könnt ihr euch welche anhören? Am besten Lieder, die dem Kind bereits vertraut sind, die es vom Kindergarten oder der Schule kennt. Und wenn’s noch länger dauert, dann könnt ihr ja auch gemeinsam neue lernen.
  • Radio oder Hörbücher hören
    Immer eine fantastische Möglichkeit, mehr Input einer Sprache zu bekommen. Sucht am besten gemeinsam Hörbücher aus, die dein Kind interessieren. Oder lass einfach mal im Hintergrund den Radio mitlaufen, wenn ihr gerade mit etwas anderem beschäftigt seid. Hier geht es einfach darum, die Sprache immer wieder zu hören und nicht unbedingt darum, Neues zu lernen.

Und wenn gar nichts geht?

Kinder sind Genies, wenn es um das Erlernen der für sie wichtigen Sprachen geht. Keine der vorgeschlagenen Aktivitäten muss täglich stattfinden. Und keinesfalls musst du alle Ideen umsetzen. Es sind eben nur Ideen, falls du die Umgebungssprache auch während Social Distancing anbieten möchtest. Mach das, was für euch und zu euch passt. Mach das, was deinem Kind Spaß macht und womit ihr euch alle wohlfühlt.

Und wenn gar nichts geht? Dann wird sich dein Kind auch nach ein paar Monaten Pause mit Hilfe seiner Freunde schnell wieder zurecht finden. Und denk daran: Die Umgebungssprache wird im Laufe der Jahre für dein Kind voraussichtlich ohnehin immer wichtiger und somit immer dominanter werden. Nutze jetzt die Chance und fördere die Familiensprachen so gut du kannst und mit vollem Elan.

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