Die Rolle der Interaktion beim erfolgreichen bilingualen Spracherwerb

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Die meisten mehrsprachigen Familien stehen vor der Herausforderung, dass zumindest eine ihrer Sprachen in ihrer Umgebung gar nicht gesprochen wird. Für erfolgreichen bilingualen Spracherwerb braucht es deswegen mehr Aufmerksamkeit, mehr Fokus, Durchhaltevermögen und vor allem auch das Wissen, worauf es ankommt.

Dass Menge und Qualität des Sprachinputs eine wesentliche Rolle im bilingualen Erwerb spielen, habe ich bereits in zwei anderen Beiträgen ausführlich erklärt. Hier geht es jetzt um die dritte unverzichtbare Komponente: die direkte Interaktion mit dem Kind und den dabei wesentlichen Fokus auf den Sprachinput.

Die Bedeutung der Interaktion für Babys und Kleinkinder

Abgesehen davon, dass Babys natürlich sowieso zu 100% auf uns angewiesen sind, ist auch ihr Spracherwerb davon abhängig, dass wir uns direkt mit ihnen beschäftigen und unterhalten.

Einerseits ist es essentiell, dass sie unser Gesicht, unsere Mimik und unsere Gestik genau beobachten können. Davon ziehen sie nicht nur Rückschlüsse über die Bedeutung des Gesagten, sondern sie beobachten auch ganz genau, wie wir sprechen und konkret die Laute bilden.

Außerdem sind schon die Kleinsten dazu in der Lage, unserem Blick zu folgen. Sie machen das übrigens nur, wenn sie direkt angesprochen werden und nicht wenn Erwachsene miteinander sprechen. Und sie machen das unabhängig davon, wie viel grundsätzlich mit ihnen direkt interagiert wird, wie beispielsweise aus dieser spannenden Forschungsarbeit hervorgeht. Dieses Verhalten scheint also in der Natur des Menschen zu liegen und wird automatisch angewandt.

Das sollten wir natürlich vor allem in der Sprache besonders beachten, die in der Umgebung nicht gesprochen wird. Denn gerade für diese Sprache ist es für den erfolgreichen bilingualen Spracherwerb essentiell, dass wir sie mit allen Mitteln so gut wie möglich stützen. Besonders die ersten Jahre sind da wegweisend, da wir dann meist noch mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Und sie somit weniger Zeit mit der Umgebungssprache, die spätestens mit dem Eintritt in Kindergarten oder Schule vorherrschend sein wird.

Die Kindern lernen so zu verstehen, worüber wir sprechen und bauen Stück für Stück die Sprache auf. Je mehr wir das natürlich machen, desto schneller können sie auch die entsprechenden Verbindungen aufbauen.

Die Bedeutung der Interaktion für mehrsprachige Familien

In mehrsprachigen Familien ist das natürlich besonders wichtig, vor allem bei der Sprache, die nicht von der Umgebung unterstützt wird.

Und in diesen Familien kommt der Interaktion noch eine weitere wichtige Rolle zu: abgesehen vom bilingualen Spracherwerb, fördert die direkte Interaktion natürlich auch die Bindung und festigt die Beziehung zwischen Eltern und Kind.

Und das steht in mehrsprachigen Familien in direktem Zusammenhang mit den Gefühlen, die das Kind mit der jeweiligen Sprache verbinden wird.

Wenn ihr gemeinsam viele Bücher in der weniger präsenten Sprache lest und diese Zeit mit Nähe, Geborgenheit und Spaß verbinden ist, dann wird sich das auch positiv auf die Einstellung des Kindes zur Sprache auswirken. Wenn ihr viel zusammen spielt, auf gemeinsame Mahlzeiten Wert legt und grundsätzlich gerne etwas gemeinsam unternehmt, dann wird sich das ganz natürlich auch auf die Sprachen übertragen, die dabei gesprochen werden.

In mehrsprachigen Familien geht die Bedeutung der Interaktion also über den reinen bilingualen Spracherwerb hinaus und ist eng verwoben mit der Haltung, die die Kinder ihren Sprachen gegenüber einnehmen werden.

Denn wie gern Kinder eine Sprache später einmal sprechen, wie eng verbunden sie sich damit fühlen, hängt eng damit zusammen, welche Emotionen sie mit der Sprache und den dazugehörigen Bezugspersonen verbinden.

Was bedeutet die Wichtigkeit der Interaktion für die Nutzung digitaler Medien?

In mehrsprachigen Familien sind digitale Medien eine nicht wegzudenkende Quelle an zusätzlichem Sprachinput und unterstützen den bilingualen Spracherwerb auf hervorragende Art. Aber digitale Medien können nie die direkte Interaktion mit dem Kind ersetzen.

Besonders in den ersten beiden Lebensjahren ist diese Interaktion essentiell, aber auch später darf sie, aus den bereits genannten Gründen, nicht einfach verschwinden. Digitale Medien sind eine wertvolle Ergänzung zum direkten Sprachinput und bringen Erleichterung und Unterstützung für die Eltern. Den Kindern bringen sie neben dem Sprachinput im Idealfall auch ein Stück Landeskultur ins Wohnzimmer, in die sie ansonsten nur punktuell eintauchen können.

Und manchmal kann man Interaktion und digitale Medien sogar verbinden, indem die ganze Familie gemeinsam einen Film oder eine Serie in der Sprache schaut, die ansonsten weniger im Leben der Kinder vorkommt.

Die Interaktion erhöhen

Damit es mit der regelmäßigen Interaktion so klappt, dass es auch für den erfolgreichen bilingualen Spracherwerb hilfreich ist, braucht es oft einen Blick von außen. Die richtigen Fragen zur richtigen Zeit können schnell zu einem neuen Blickwinkel führen, der für die ganze Familie Klarheit und Erleichterung bringt.

Genau das mache ich in meiner täglichen Arbeit mit den Familien in meinen Gruppenprogrammen. Wir schauen gemeinsam, wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt, welche Tools vielleicht noch besser zu euch passen, wo Zeitfenster sind, die ihr noch nicht ideal ausnutzt.

Wenn du dir nach diesem Beitrag jetzt denkst, dass du da auch unbedingt die nächsten Schritte gehen möchtest, dann sei bei der nächsten Runde meines 4-Wochen-Intensivprogramms für mehrsprachige Familien dabei: dem Multilingual Booster Club. In diesen Gruppenprogramm kümmern wir uns intensiv darum, wie du auch deine Sprache so an dein Kind weitergeben kannst, dass es diese erfolgreich und vor allem nachhaltig lernt. Und zwar individuell abgestimmt auf dich und deine Familie, auf eure Situation, eure Möglichkeiten und eure Bedürfnisse. Ich freue mich auf dich!

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