Warum viel Sprachinput alleine nicht ausreicht, um erfolgreich bilingual zu werden

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Dass es essentiell ist, dass ein Kind viel Sprachinput in all seinen Sprachen bekommt, um langfristig zweisprachig zu werden, ist klar und habe ich auch hier schon ausführlich beschrieben. Allerdings kommt es nicht nur auf das Wieviel drauf an, sondern auch auf das Was.

Worauf du beim Sprachinput für dein Kind achten sollst

Wenn du jetzt also von Geburt an täglich viel mit deinem Kind sprichst, dann wird sich vor allem in den ersten eineinhalbe Jahren vieles um die immer gleichen Dinge drehen.

Und auch wenn die Gespräche schrittweise vielseitiger werden, wird es im Alltag immer um ähnliche Dinge gehen: aufstehen, essen, das Haus verlassen, Körperpflege, später dann vielleicht noch Freunde und Schule. „Magst du noch ein Brot?“ „Hol bitte deine Jacke.“ „Es ist Zeit zum Zähneputzen.“ „Ich hab dich lieb.“ Und genau das werden dann auch die Dinge sein, über die dein Kind reden wird können.

So kann es also sein, dass dein Kind Zuhause von dir zwar täglich nur deine Sprache hört, aber wenn der ganze Input sich nur aus eurem Alltagsleben zusammensetzt, dann wird die Kompetenz deines Kindes auch nicht darüber hinauswachsen können.

Es geht nicht nur um den Wortschatz

Dabei geht es nicht nur darum, dass dein Kind nur eine begrenzte Menge an Wörtern kennenlernen wird. Diese Alltagssprache beinhaltet nämlich auch andere und zum Teil auch einfachere Strukturen.

Das geht sogar so weit, dass Teile der Grammatik überhaupt nicht vorkommen. Im Deutschen zum Beispiel die höfliche Anrede mit „Sie“ oder bei vielen Sprechern sogar das Präteritum, also Formen wie „dachte“, „machte“ oder „wusste“. Deutsche Sprecher, die aus Österreich oder dem Süden Deutschlands kommen, verwenden diese Formen im Gesprochenen nämlich kaum. Nur wenn das Kind diese Dinge nie hört, dann kann es diese Dinge eben auch nicht lernen.

Wie ist es denn bei einsprachig aufwachsenden Kindern?

Schauen wir uns kurz einmal an, was einsprachig aufwachsende Kinder so alles zu hören und erleben bekommen:

  • Dialoge zwischen anderen Menschen
  • viele andere Sprecher mit verschiedenen Hintergründen und Dialekten
  • Sprache in vielen verschiedenen Situation, wie zum Beispiel beim Arzt, beim Einkaufen, bei der Oma, bei den Nachbarn
  • alle Medien in dieser einen Sprache, Zeitschriften, Bücher, TV, …
  • Spielgruppen, Kindergarten, Schule, Vereine, …
  • Sprache von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, von Männern und Frauen und in allen Altersstufen

Das ist eine Fülle an Input, der sich nicht nur durch die Menge auszeichnet, sondern auch durch die Qualität. Dieser Input ist abwechslungsreich und repräsentiert die ganze Bandbreite an sprachlichen Feinheiten.

Die Herausforderung für mehrsprachige Familien

Genau hier liegt auch die Herausforderung für mehrsprachige Familien: Es gilt so viel Abwechslung wie möglich in den Sprachinput hineinzubringen. Nur so können die Kinder nicht nur einen umfangreichen Wortschatz erwerben, sondern auch verschiedene grammatikalische Strukturen lernen und erleben, wann die Sprache der Situation wie angepasst wird.

Wie kann das gelingen?

Das allererste Go-to-Tool sind auf alle Fälle immer Bücher. Und zwar von Anfang an in großer Menge, immer dem Interesse des Kindes folgend. Mit jedem Buch holst du dir durch den Autor einen neuen Sprecher ins Haus.

Dein Kind spürt ganz genau, wie du zu deiner Sprache stehst.

Das Angebot muss natürlich auf dein Kind abgestimmt sein, aber schon mit den allerjüngsten kann man gemeinsam Bücher anschauen. Wird das von Beginn an zu einem festen Bestandteil des Lebens der Kinder, dann werden sie auch, wenn sie älter sind, immer noch gerne drauf zurückgreifen. Besonders wichtig bei den jüngeren Kindern sind dabei Bücher, die aussagekräftige Bilder haben, da diese die Kinder dabei unterstützen, das Gehörte auch zu verstehen.

Bei älteren Kindern sind natürlich auch Filme und Serien spannend als zusätzliche Inputquelle. Auch hier gibt es den tollen Effekt, dass sie nicht nur das Gehörte verstehen müssen, sondern die Sprache durch sichtbaren Kontext unterstützt wird.

Ein weiterer Klassiker sind Hörbücher und mittlerweile gibt es aber auch schon in vielen Sprachen Podcasts gezielt für junge Hörer. Das absolut geniale daran: wenn dein Kind Hörbücher und Podcasts in deiner Sprache hören und verstehen kann, dann weißt du, dass dein Kind deine Sprache beherrscht. Selbst dann, wenn es sie mit dir vielleicht gar nicht spricht, sondern lieber auf die Umgebungssprache zurückgreift.

Und es sollte keine Gelegenheit ausgelassen werden, die Kinder direkt im Land mit der Sprache in Berührung zu bringen. Auch wenn as natürlich in vielen Fällen nicht regelmäßig stattfinden kann, ist jeder Besuch Gold wert und eine Investition in die langfristige Aufrechterhaltung und Vertiefung deiner Sprache.

In meinen Gruppenprogrammen unterstütze ich Familien übrigens genau dabei: herauszufinden wann und wie sie am besten die Qualität des Sprachinputs für ihre Kinder erhöhen, damit sie eben alle Familiensprachen erfolgreich lernen.

Wenn du dir nach diesem Beitrag jetzt denkst, dass du da auch unbedingt die nächsten Schritte gehen möchtest, dann sei bei der nächsten Runde meines 4-Wochen-Intensivprogramms für mehrsprachige Familien dabei: dem Multilingual Booster Club. In diesen Gruppenprogramm kümmern wir uns intensiv darum, wie du auch deine Sprache so an dein Kind weitergeben kannst, dass es diese erfolgreich und vor allem nachhaltig lernt. Und zwar individuell abgestimmt auf dich und deine Familie, auf eure Situation, eure Möglichkeiten und eure Bedürfnisse. Ich freue mich auf dich!

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