Sommer, Sonne, Wasser

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Gestern Nachmittag wurde ich innerhalb weniger Stunden Zeugin von zwei Unfällen mit Kleinkindern im Wasser. In beiden Fällen wurden die Kinder innerhalb weniger Sekunden aus dem Wasser gezogen und waren soweit feststellbar in Ordnung. 

Dem ersten Kind wurde im 40 cm tiefen Becken ein Schwimmflügerl von einem anderen Kind runtergezogen. Obwohl das Kind dort auch stehen hätte können, ging es sofort unter. Das zweite Kind ist neben der Mutter ins Wasser gefallen, als es etwas aus dem Becken fischen wollte. Das Kind war sofort regungslos im Wasser, obwohl es bei den Stufen hineingefallen ist und eigentlich nur aufstehen hätte müssen.

Was passiert, wenn Kinder untergehen?

Dies ist übrigens die normale Reaktion von Kindern unter etwa 3 Jahren: Sie unternehmen keine Selbstrettungsversuche, es tritt eine Schockstarre ein, oft fehlt es auch einfach an der nötigen

körperlichen Kraft, um sich aufzurichten. Und wenn das Gesicht mit kaltem Wasser in Kontakt gerät, kommt es zum Eintauchreflex: die Stimmritze krampft, wodurch die Sauerstoffzufuhr sofort unterbunden wird. Dies wird auch als trockenes Ertrinken bezeichnet, da kein Wasser in die Lunge eintritt. Aus all diesen Gründen können auch schon wenige Zentimeter Wasser gefährlich werden.

Im Übrigen rufen Ertrinkende generell nicht um Hilfe, rudern nicht mit den Armen, schreien nicht. Weder Kinder noch Erwachsene. Ertrinken geht leise vor sich.

Sekundäres Ertrinken

Und auch wenn die Kinder ganz schnell aus dem Wasser gezogen werden und vorerst scheinbar in Ordnung sind, muss man sie über die nächsten 24 Stunden (lt. manchen Berichten bis zu 48 Stunden) noch genau beobachten: Selten aber doch gibt es Fälle von sekundärem Ertrinken. Dabei kommt es zu späten Komplikationen, wenn beim Unfall selbst Wasser in die Lunge geraten ist. In weiterer Folge kommt es zu einem akuten Sauerstoffmangel, der zum Tod führen kann. Warnzeichen sind etwa erneutes Husten nach einer Phase, in der alles normal war, Teilnahmslosigkeit, ungewöhnlich schnelles Atmen oder verfärbte Lippen. In dem Fall muss man umgehend in ein Krankenhaus.

Im Übrigen gilt: So früh wie möglich schwimmen lernen, so viel wie möglich genießen, die Freude am Wasser teilen, den Respekt davor respektvoll mitgeben. Und die Kleinen einfach nicht aus den Augen lassen.

Quellen:
Bundesarbeitsgesellschaft Mehr Sicherheit für Kinder
Elternbildung
Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs
Kinder- und Jugendärzte im Netz

Weiterführende Links auf Englisch:
Ein Erfahrungsbericht einer Mutter zum Sekundären Ertrinken
English safety information

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6 Kommentare

  1. Veröffentlicht von GanzNormaleMama am 11. Juni 2015 um 17:23

    Danke für diesen Text. Ich hatte davon schon gehört und gelesen. Und dennoch ist es gut, daran wieder erinnert zu werden. Es geht so schnell. Es erinnert mich daran, meine Kinder im Freibad und am Strand noch besser im Auge zu behalten. Und zwar nicht nur aus einiger Entfernung – sondern direkt danebensitzend/stehend. Und es schockiert mich jedes Mal aufs Neue, wie viele Eltern sehr sorglos mit diesem Thema umgehen. Ich denke zum großen Teil auch aus Unwissenheit – „das Wasser ist doch nur knietief, das Kind kann doch einfach aufstehen, wenn es umkippt“. Deshalb umso wichtiger ,darauf aufmerksam zu machen. Und den Großen melde ich sobald es geht zum Schwimmkurs an!

    • Veröffentlicht von Kängurukinder am 11. Juni 2015 um 17:25

      Danke für die Rückmeldung. Und viel Spaß beim schwimmkurs!

  2. Veröffentlicht von peacerebel am 11. Juni 2015 um 22:18

    Ich frage mich nach der Lektüre dieses Artikels weiterhin: Ist es sinnvoll, das Kind von Anfang an ohne Schwimmflügel u.ä. zu lassen?
    Danke jedenfalls fürs wieder Erinnern… kann man nicht oft genug lesen.

    • Veröffentlicht von Anne am 15. Juni 2015 um 9:33

      Eine Bekannte, deren Mann Australier ist, meinte in Australien seien Schwimmhilfen für Kinder eher unüblich, damit die Kinder Respekt vor dem Wasser lernen. Das hat mir etwas zu denken gegeben.
      Für unseren Kleinen, fast zwei, steht diesen Sommer auch die erste „richtige“ Freibadsaison an, da sind solche Artikel eine gute Erinnerung wie schnell im Wasser etwas passieren kann.

      • Veröffentlicht von Importkaaskop am 3. Juli 2015 um 13:16

        Respekt vor dem Wasser lernen finde ich persönlich natürlich sehr gut. Aber ich geh dann doch lieber auf Nummer sicher. Man ist sooo schnell abgelenkt! Ich trau mich selten (alleine) mit meinem Sohn ans Wasser und könnte mir echt in den Hintern treten, dass ich nicht mit ihm zum „Überlebensschwimmen“ für Kleinkinder ab 2 gegangen bin…
        Die vierjährige Tochter einer Freundin, die am Strand immer Schwimmflügel oder -weste anhat, glaubte übrigens wegen dieser Dinger auch, sie könne ja schwimmen. Da hat meine Freundin zu ihr gesagt: „Okay, zeig mal, wie du ohne schwimmen kannst.“ Konnte das Mädchen natürlich nicht. Sie war tief beeindruckt und ich nehme mal an, dass sie nun auch Respekt vor (tiefem) Wasser hat…



  3. Veröffentlicht von yghandehari am 12. Juni 2015 um 9:48

    Darüber habe ich gearde am Wochenende mit meiner Freundin gesprochen, der das vor Jahren mal passiert ist. Genau das glaubt man ja nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat: daß das Kind nicht zappelt oä. Danke für den guten Artikel, werde ich weiterempfehlen! Und bei meiner Jüngsten doppelt aufpassen!!
    LG, Yvette

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