Auf nach Griechenland III: Reise und Ankommen

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Heute vor genau 3 Wochen sind wir von Österreich aus gen Griechenland aufgebrochen. In diesen 3 Wochen ist mehr passiert, als ich dachte. Und gleichzeitig weniger als ich hoffte. Aber von Anfang an.

Von Wien nach Szeged

In unserer ersten Etappe sind wir von Wien nach Szeged in Ungarn gefahren. Die Reise war völlig problemlos und angenehm. Szeged hatte irgendwie plausibel ausgesehen als Stopp auf der Route.

Im Endeffekt hat uns die Stadt völlig überrascht und verzaubert. Eine Universitätsstadt direkt an einem Fluss mit einem entzückenden Altstadtzentrum, vielen kleinen Bronzefiguren an allen Ecken und Enden und sehr zur Freude der Kinder mit einem fantastischen Spielplatz direkt im Zentrem.

Ein wunderschöner Flecken im Süden von Ungarn, zu dem wir sicher gerne wieder zurückkehren.

Von Szeged nach Belgrad

Nachdem wir den Tag noch in Szeged begonnen haben, auf einstimmigen Kinderwunsch hin uns eine ganz untypisch ungarische Pizza unter Bildern von Venedig mitten in Szeged zu Mittag gegönnt haben, ging es bei strahlendem Sonnenschein aber ziemlich eisiger Kälte weiter nach Belgrad. Auch diese Fahrt war wieder völlig problemlos und angenehm, lediglich unterbrochen durch Mautzahlungen.

Belgrad hat mich dann völlig übrerrascht. Eine hippe Stadt mit einer beindruckenden Festungsanlage und hervorragendem Essen. Für Belgrad hatte ich auch zwei Übernachtungen geplant, als Pause in der Mitte der Reise. Somit hatten wir theoretisch einen ganzen Tag, um die Stadt zu erkunden.

In Wahrheit haben wir aber den kompletten Vormittag im Hotel verbracht. Ich war von dem Stress vor der Abreise und der ganzen Fahrerei total müde und die Kids waren auch happy, mal wieder in Ruhe malen und spielen und sich bewegen zu können. So sind wir im Endeffekt erst zum Mittagessen raus, haben dank TripAdvisor ein hippes Lokal mit regionalem Essen in hervorragender Qualität gefunden und sind dann noch die Festung erkunden gegangen.

Überall in Belgrad sind die Häuser mit Portraits und Bildern bemalt.

Letzteres zuerst unter großem Protest eines Kindes, das dann aber ganz schnell die Vorteile des Ausfluges erkannt hat: die Festungsanlage ist ein einziger riesiger Kinderspielplatz mit Klettermöglichkeiten, Balanciermauern und vielen Verstecken. Im Endeffekt wollte dann just genau dieses Kind nicht weg von dort. #lebenmitkindern eben.

Der Blick von der Festungsanlage.

Direkt nach Thessaloniki

Ursprünglich war ich unschlüssig: sollten wir von Belgrad direkt nach Thessaloniki fahren oder lieber doch noch einen Stopp in Nord Mazedonien machen. Unsere Kinder sind es gar nicht gewohnt, lange im Auto zu sitzen – die 250 km zur Oma beginnen nach 20 Minuten mit dem ersten „Wann sind wir endlich daha?“ – weshalb ich eher gezögert habe, direkt von Belgrad nach Thessaloniki durchzufahren.

Aber die ersten beiden Etappen sind dank Schneck & Co, Checker Tobi und Bibi & Tina so vollkommen problemlos vonstatten gegangen, lediglich immer wieder mal unterbrochen von der Frage des Jüngsten „Sind wir schon in Griechenland?“, dass wir uns im Endeffekt alle 5 einig waren: von Belgrad soll es direkt durch nach Thessaloniki gehen. Rund 650 km lagen vor uns.

Sprachlos

Und wieder: unsere Kids waren absolut fantastisch. De facto gab es eine kurze Pipipause auf einer Tankstelle und eine kurze Mittagspause an einer Nord Mazedonischen Raststätte, ansonsten sind wir (=ich) alles direkt durchgefahren. Ohne Maulen, ohne Jammern, ohne Streiteren. Mit Hör-CDs (Auf der Suche nach der goldenen Note, sehr empfehlenswert) und zeitweise auch einfach stillschweigend.

Blick in die Landschaft Nord Mazedoniens von der Raststätte aus.

Die Strecke ist großteils super ausgebaut, nur in Nord Mazedonien muss man durchaus auch auf der Autobahn mit Schlaglöchern rechnen. Bis auf eine klitzekleine Kleinigkeit – nämlich die Abwesenheit einer grünen Versicherungskarte, die für die Einreise in Nord Mazedonien obligatorisch ist und deren Fehlen trotz vorhandener Versicherungspolizze zu einer Barspende in der Höhe von € 50 führt – war die Reise alles in allem wirklich super angenehm und problemlos.

Endlich Griechenland

Am späten Nachmittag, in der Dämmerung, haben wir dann endlich die griechische Grenze erreicht. Im Auto sind alle in Jubel ausgebrochen und die Grenzbeamtin hat uns super freundlich begrüßt – als sie festgestellt hat, dass wir Griechen sind. Fast halt.

Juhuuu!!! Die griechische Grenze!

Am frühen Abend war es dann so weit: wir sind am 4. Tag unserer Reise erschöpft, aber glücklich an unserem Ziel in Thessaloniki angekommen. Und genau das war dann auch erstmal angesagt: Ankommen.

Wohnung auf Vordermann bringen. Zimmeraufteilung diskutieren (lange!). Einfinden. Obwohl es in Griechenland eigentlich keine Semesterferien gibt, beenden unsere Kinder ihre nach österreichischem Plan und verbringen den Rest der Woche mit uns Zuhause.

Am Donnerstag gehen wir dann gemeinsam direkt auf den hiesigen Wochenmarkt, der direkt vor der Tür unserers Hauses stattfindet. Ein Überfluss an Gemüse, Obst und allerlei. Wir lieben es und ich freu mich jetzt schon auf all die Leckereien, die ich in den nächsten Monaten damit kochen kann.

Jeden Donnerstag ist Markt direkt vor unserer Haustüre.

Am Freitag sind wir dann direkt noch Schnuppern in den Kindergarten gegangen und haben alle Schulsachen der Mädchen abgeholt und bestaunt. (So viele Bücher! So schwer zum Hin- und Herschleppen!)

Die Kinder laufen über den Schulhof.

Einen fast schon obligatorischen Ausflug zum Möbelschweden gab es natürlich auch. 3 idente Kuschellöwen, 9 Polster, 1 Teppich, 1 Lampenschirm, 4 Duftkerzen und etliches anderes Kleinzeugs später hab ich es dann sogar noch geschafft, im griechischen Fließverkehr parallel einzuparken und war mächtig stolz auf mich. Das alles hab ich übrigens alleine mit den Kids gestemmt, während der Papa ein Zimmer ausmalte. Sehr zu meiner Freude ohne jegliche Streitereien und ohne dass ich auch nur ein einziges Mal die Nerven verloren hätte. Sachen gibt’s.

Die 3 Löwen und der Teppich.

Schule

Am Montag begann dann die Schule. Wieder bin ich restlos begeistert von meinen Kindern und mega stolz auf sie. Sie sind aufgeregt, logisch, aber auch voller Vorfreude. Hand in Hand spazieren die Mädchen in der Früh auf den Schulhof, wo sich jeden Morgen die Klassen versammeln und gemeinsam mit ihren Lehrern nach einem kurzen Morgengebet in die Klassen gehen. Mein Herz setzt am ersten Tag mal kurz aus, meine Augen füllen sich kurz mit Wasser und dann sind sie weg, die Kinder, in einer völlig anderen, völlig neuen Welt. Irre eigentlich, wie selbstverständlich sie das einfach mitmachen, nur weil wir meinen, es wäre eine gute Idee.

Der Jüngste beginnt am gleichen Tag mit dem Kindergarten. Erst einmal nur eine Stunde pro Tag, für die zweite Woche sind dann 2,5 Stunden geplant. Auch das völlig problemlos und gut gelaunt. Er stellt die ganze Aktion hier in Griechenland ohnehin gar nicht in Frage. Ist einfach so, machen wir halt jetzt.

Griechischer Alltag

Tja, der Wunsch nach einer schnellen Routine war bei mir schon sehr groß, wenn ich ehrlich bin. Aber direkt in der ersten Woche sind wir direkt schon mit dem ersten Streik konfrontiert. Alle Lehrer. Na gut, bekommen unsere Kinder halt noch einen zusätzlichen Schontag.

Am Tag nach dem Streik feiern dann die Kinder in der Schule Fasching. Ein stolzer Schmetterling und eine fröhliche Biene machen sich auf den Weg. Genau gesagt wird Tsiknopempti gefeiert. „Tsikno“ ist der Geruch gebratenen Fleisches und genau der liegt in der ganzen Stadt in der Luft. Auf den Gehsteigen sind Griller aufgestellt, wo Souvlaki gebraten werden. Auch die Kinder in der Schule bekommen Souvlaki von der Elternvereinigung bereit gestellt. Die Idee dahinter: vor der Fastenzeit sollen alle Fleischvorräte aufgebraucht werden.

Die Realität holt mich ein

Gleich mehrmals. Meine Vision: noch eine Woche Eingewöhnung des Jüngsten und dann kann endlich auch für mich eine richtige Routine mit fixen Arbeitszeiten einkehren. Die Realität: direkt am ersten Freitag der ersten Schulwoche werd ich am Nachmittag plötzlich sehr müde. Und bekomme Schüttelfrost. Ab ins Bett mit mir. Ich war mir sicher: nach dem Wochenende ist die Chose ausgestanden.

Die Realität: ich bin praktisch eine komplette Woche krank. Und am allerersten Tag, an dem der Jüngste durchgehend bis 13:00 im Kindergarten ist und ich mich endlich wieder halbwegs gesund und einsatzbereit fühle, kommt ein Kind blass und eiskalt aus der Schule. Tja, und so waren jetzt alle Kinder reihum krank. Jetzt wird es dann hoffentlich bald klappen mit der Routine. Es bleibt jedenfalls spannend.

Wie geht es den Kindern?

Die Schule ist natürlich nicht nur ein Kinderspiel. Das Griechischlevel unserer Kinder ist sehr gut, aber logischerweise nicht mit dem schulischen Niveau von einsprachigen Kindern im gleichen Alter vergleichbar. Auch wenn wir und die Lehrer wissen, dass sich das schnell geben wird und unsere Kids das bald schon aufgeholt haben werden, ist es für die Mädchen, während sie drinstecken, natürlich nicht immer einfach. Da setzt dann durchaus auch mal eine Phase Heimweh ein.

Auch dass sie jetzt nahezu täglich Hausübungen machen müssen und in der Schule Tests haben, ist für unsere Kinder völlig neu. Trotzdem muss ich – auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – sagen: sie machen das absolut fantastisch und bewunderswert. Ich bin begeistert von ihrer Flexibilität, von ihrer Resilienz und ihrem Durchhaltevermögen. Und für alles andere sind wir hier, begleiten, halten und verstehen.

Bei allen Herausforderungen: unsere Kinder lieben es hier und fühlen sich hier auch Zuhause. Dass sie das alles hier jetzt auch einmal für längere Zeit mittendrin statt nur dabei erleben können, ist für mich eines der größten Geschenke, das wir ihnen machen können.

Downtown Thessaloniki.
Zurzeit sind in der ganzen Stadt Orangen auf den Bäumen.

Und wie geht es mir hier?

Ich persönlich finde die totale Urbanität Thessalonikis etwas herausfordernd und mir fehlt die Natur rund um mich herum. Gleichzeitig waren wir durch das Ankommen und das lange Kranksein jetzt auch an einen sehr kleinen Radius gebunden. Die Schule ist ja keine 3 Minuten von uns Zuhause weg. Dafür haben wir bereits super spannende Ausflüge vor, mit denen wir loslegen werden, sobald alle wieder fit genug sind.

Und, wie geplant, habe ich mich für einen Griechischkurs an der Universität Thessaloniki angemeldet. Auch das wird natürlich meinen Radius und mein Umfeld wesentlich vergrößern. Der startet jetzt dann bald im März und ich bin super gespannt, wie das werden wird. Den Einstufungstest hab ich schon mal hinter mir und warte jetzt auf nähere Details.

As usual, to be continued.

Hier geht unser Abenteuer weiter: Die ersten 100 Tage und Sophias und mein Fazit.

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