5 Montessori-Aktivitäten zur Sprachförderung
Viele mehrsprachige Familien stehen vor der Herausforderung, zu Hause eine Sprache am Leben zu erhalten, die in der Umgebung kaum bis gar nicht gesprochen wird. Da stellt sich häufig die Frage, wie man diese Sprache besonders unterstützen und fördern kann, um sicherzustellen, dass auch die Qualität des Sprachinputs möglichst hoch ist.
Besonders herausfordernd ist es oft für Familien in Gegenden, in denen man nur schwer an sprachspezifische Aktivitäten kommt. Da bieten sich Montessori-Sprachmaterialen hervorragend an. Mit wenigen Mitteln und Dingen, die man in der einen oder anderen Form mit Sicherheit zu Hause hat, lassen sich hervorragende Sprachmaterialen für jede Sprache zusammenstellen. Diese sind nicht nur leicht umsetzbar und gleichzeitig hoch effektiv, sondern sie machen den Kinder auch richtig viel Spaß.
Ich freue mich riesig, dass Anna, Montessori-Pädagogin und Gründerin von Montessori.Wunder.Kind sich die Zeit genommen hat, für meinen Blog einen Gastbeitrag zu schreiben und darin 5 Sprachförderaktivitäten für 3-6 Jährige nach Maria Montessori vorzustellen.
„Ein Wort, das ein Kind nicht kennt, ist ein Gedanke, den es nicht denken kann.“ (Sprichwort)
Sprache
Sprache ist Kommunikation. Durch sie können wir Gefühle und Gedanken äußern, Erkenntnisse weitergeben und in Beziehung mit anderen Menschen gehen. Für Maria Montessori ist die Sprache das signifikante Merkmal, das den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet. Die Sprache gilt als Schlüssel zur Welt. In der Montessori Pädagogik bringen wir die Dinge zu den Kindern oder die Kinder zu den Dingen. Wir bereiten eine günstige Sprachumgebung vor, in der die Neugierde und Freude am Entdecken geweckt wird. Durch das genaue Bezeichnen von Objekten, erweitert sich der kindliche Wortschatz auf natürliche Art.
Kinder erlernen Sprache durch das Absorbieren von Worten und Grammatik, durch das Verknüpfen der Worte mit Sinneserfahrungen und durch aktives Sprechen mit realen Personen. Schon bevor das Kind das erste Wort spricht, hat sich bereits ein großer passiver Wortschatz gebildet, der nach und nach in den aktiven Wortschatz überstellt wird. Das erste Interesse für Worte und Buchstaben zeigt sich bei Kindern schon vor dem dritten Lebensjahr. Wie Eltern und Interessierte das Bedürfnis der Kinder nach Sprache, dem Verständnis von Worten und der Bedeutung von Buchstaben stillen können, möchte ich nun anhand von 5 Aktivitätsvorschlägen, die sich in allen Sprachen vorbereiten lassen, erläutern.
1. Das Benennen von Miniaturobjekten
Schleichtiere und Miniaturgegenstände von Puppenhäusern, Kaufmannsläden oder Ähnlichem bieten wunderbare Möglichkeiten, den Wortschatz spielerisch zu erweitern. Jüngere Kinder können die Gegenstände nach Kategorien wie Größe, Farbe, Gewicht aber auch nach Lebensraum, Verwendungszweck etc. ordnen. Kinder lieben es, Dinge zu sortieren und sie einem logischen System unterzuordnen. In meinem Beispiel (das für ältere Kinderhauskinder geeignet ist), werden die Gegenstände nach dem Anfangsbuchstaben und der Reihung im Alphabet sortiert.
2. Anlautpaare bilden
Wie vielseitig Schleichtiere eingesetzt werden können, zeigt mein Beispiel für das erste Lautieren. Es finden sich jeweils Paare mit dem gleichen Anlaut. Bei der Vorstellung der Aktivität übertreibe ich in der Aussprache der Worte, so dass es dem Kind klar wird, worum es bei dieser Aktivität geht. Ich spreche dann „Ffffffrosch“ und „Fffffliege“ mit einem besonders deutlichen F aus und lade das Kind ein, bei dem nächsten Paar mitzusuchen. Eine Erweiterung könnte das Suchen nach bestimmten Buchstaben im Wort sein. Bei FroSCH befindet sich SCH am Ende des Wortes, beim SCHmetterling am Anfang.
Übrigens, ganz ohne Vorbereitung lässt sich auch das Spiel „Ich seh‘, ich seh‘ was du nicht siehst“ zu einem Anlautspiel umwandeln: „Ich seh‘ , ich seh‘ was du nicht siehst und das beginnt mit K“. Das Kind lernt mit diesen Aktivitäten, dass Wörter aus kleineren Bestandteilen bestehen, ein wichtige Fähigkeit die bereits auf das Lesen und später auch das Schreiben vorbereiten.
3. Reimkarten
Kinder lieben es zu Reimen, Worte zu finden die gleich klingen und damit zu experimentieren. Reimkarten bieten eine wunderbare Möglichkeit, den Klang des Wortes genau zu studieren. Dazu eignen sich unterschiedliche Gegenstände im Bildformat, aus einem Buch kopiert oder im Internet gefunden, die Kartenpaare bilden.
4. Kategorien
Das Benennen der Tiere auf den Bildkarten stellt eine spannende Aktivität dar. Die Tierkarten in diesem Beispiel werden nach dem Benennen ihrem Ruheplatz zugeordnet. Hier trifft Spracherwerb auf Wissensvermittlung. Die Wortkarten werden, auch wenn das Kind noch nicht Lesen kann, unterhalb der Tierkarten platziert. Das Bildgedächtnis des Kindes merkt sich das Wort als Bild und kann schon bald selbstständig die richtigen Wortkarten den passenden Tierkarten zuordnen.
5. Objekte zuordnen
In einem Körbchen befinden sich die Miniatur Objekte des Obstes. In einem weiteren Körbchen werden die Bildkarten des Obstes aufbewahrt. Das Kind erwirbt nun durch Zuordnen des Obstes zu den Bildkarten einen neuen Wortschatz. Jedes Objekt darf ausgiebig betrachtet und verbal analysiert werden. So werden nebenbei zusätzlich Farben, Formen und Oberflächen besprochen.
Mit etwas Kreativität lassen sich noch unzählige weitere Aktivitäten, die der Sprachentwicklung der Kinder dienlich sind, erstellen. Dabei sind uns keine Grenzen gesetzt, den Kindern mit Freude an der Sprache, Sprache begreifbar zu machen. Viel Spaß dabei!
Eure Anna von Montessori.Wunder.Kind
„Wenn wir unsere Kinder als kompetente Geschöpfe wahrnehmen, ihnen auf Augenhöhe mit Liebe, Achtsamkeit und Respekt begegnen und ihnen Raum zur persönlichen Entfaltung geben, können sie sich zu dem Menschen entwickeln, der ihren innersten Bedürfnissen entspricht!“ Anna Philipp, Gründerin von Montessori.Wunder.Kind
Mag.a Anna Philipp ist diplomierte Innenarchitektin, absolvierte das Studium für künstlerisches Lehramt in den Fachbereichen Kunst und Kommunikation sowie Kontextuelle Gestaltung an der Akademie der bildenden Künste in Wien und machte 2013 die Montessoripädagogik-Ausbildung NAMTA „Orientation to Adolescent Studies“ AMI in den USA. Anna unterrichtete 10 Jahre lang an einer anerkannten Montessori-Schule sowie im daran anschließenden International Baccalaureate Diploma Program. Seit der Geburt ihres ersten Kindes begleitet sie Eltern bei der Integration von Montessori-Prinzipien in ihren Alltag. Ihre Passion ist es, mit Kindern zu arbeiten, ihnen eine alters- und entwicklungsgerechte Umgebung zu schaffen, ihnen Materialien bereitzustellen, die sie dabei unterstützen ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit zu entwickeln und Vertrauen in sich aufzubauen.