Erfolgreiches Lernen in der Schule

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Wer soll in der Schule bestimmen, wann ein Kind was wie lernen muss? Sollen das ausnahmslos die Lehrer tun? Oder sollen die Kinder mitentscheiden? Finnische Forscher haben sich jüngst mit dieser Frage genauer beschäftigt und eine breit angelegte Studie mit Erstklässlern durchgeführt.

Lehrer, die Schülern eine zentrale Rolle im Schulalltag zuschreiben, sehen Kinder als aktive und kompetente Gestalter ihres eigenen Lernprozesses. Diese Lehrer folgen den Impulsen der Schüler, unterstützen sie in der Entwicklung ihrer individuellen Fähigkeiten und fördern das eigene Erforschen von Inhalten. Dem gegenüber stehen Lehrer, die Inhalte und Lernmethoden ausnahmslos vorgeben und auf idente Ausführung der Schüler bestehen. Zwischen diesen beiden Polen gibt es viele Mischformen, in denen je nach Möglichkeit den Kindern mehr oder weniger Mitspracherecht in ihrem Schulalltag eingeräumt wird.

Unabhängig von der Methode sind sich aber alle einig: am Ende des Tages, der Woche, des Jahres sollen die Schüler mehr können und wissen als vorher. Nun stellt sich die Frage, ob das Ausmaß, in dem Schüler mitgestalten können, irgendeine Auswirkung auf ihren Lernerfolg hat. Ist es der Entwicklung dienlich oder braucht es einen Lehrer, der alles bis ins Detail vorgibt?

Die finnische Studie

In Finnland wurde genau zu dieser Frage eine Studie mit insgesamt 1.132 Erstklässlern aus 93 verschiedenen Klassen durchgeführt. Um festzustellen, ob in einer Klasse eher der Lehrer oder die Schüler den Lernprozess steuern, kamen an zwei verschiedenen Tagen jeweils zwei Beobachter in die Klassen. Sie evaluierten den Unterricht anhand eines genau vorgegebenen Schemas.

Zu Beginn und zum Ende des Schuljahres wurden dann die Lese- und Rechenfähigkeiten der Schüler getestet. Dabei kamen die Forscher zu folgendem Ergebnis: Je mehr Eigenverantwortung dem Schüler für seinen Lernprozess gegeben wurde, desto mehr hatten sich die Fähigkeiten am Ende des Schuljahres verbessert. Und dies unabhängig davon, wie viel oder wenig ein Schüler zu Beginn des Jahres in diesen Bereichen bereits konnte. Im Umkehrschluss: je mehr der Lehrer vorgab, steuerte und instruierte, desto geringer war der Lernerfolg der Schüler. Mehr noch: waren die Schüler zu Beginn des Jahres bereits relativ gut im Lesen, dann wirkte sich ein hohes Maß an Vorgaben durch den Lehrer sogar negativ auf die weitere Entwicklung der Lesefähigkeiten aus.

Damit bestätigte die Studie frühere Ergebnisse ähnlicher Untersuchungen, die sich auf die Zeit vor dem Schuleintritt konzentrierten: den Lernimpulsen, Interessen und Neigungen der Kinder zu folgen wirkt sich insgesamt positiv auf deren Entwicklung aus. Vertrauen in die Kinder und ihren individuellen Entdeckungsdrang zahlt sich also auch in der Schule aus.

Literatur
Lerkkanen Marja-Kristiina , Noona Kiuru, Eija Pakarinen, Anna-Maija Poikkeus, Helena Rasku-Puttonen, Martti Siekkinen, Jari-Erik Nurmi. 2016. Child-centered versus teacher-directed teaching practices: Associations with the development of academic skills in the first grade at school. Early Childhood Research Quaterly 36, 145-156.

Weiterführende Links
Ein weltweit verbreitetes, kindzentriertes Lernkonzept ist die Montessori-Pädgogik. Mehr dazu findet man beispielsweise bei der österreichischen Montessori Akademie unter www.montessori.at.

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2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von kinderbilden am 9. September 2016 um 11:05

    Eigentlich war mir das klar. Aber es tut doch immer wieder gut, „Beweise“ für die eigene Meinung zu haben. Jetzt gilt nur zu hoffen, das diese Erkenntnisse auch zu irgendwas führen…
    Und weil ich mich ab Oktober intensiver mit Montessori beschäftigen werden, schaue ich mich gleich auch mal deinen Link an.
    Danke!

    • Veröffentlicht von Kaengurukinder am 9. September 2016 um 11:10

      Danke für deine Rückmeldung! Und viel Spaß beim Stöbern.

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