5 Tipps wie du eine aufgegebene Familiensprache wieder einführen kannst

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Es gibt viele Gründe, warum Eltern sich entscheiden, eine der Familiensprachen aufzugeben. Fast immer kommt dann irgendwann der Punkt, an dem sie es bereuen. Spätestens dann, wenn die Kinder sich selbst beschweren. Und das tun sie in nahezu allen Fällen irgendwann einmal.

Was auch immer der Grund war, warum du vielleicht aufgehört hast, deine Erstsprache mit deinem Kind zu sprechen: es ist nicht zu spät, das noch zu ändern.

Ja genau. Egal wie alt dein Kind ist – 3, 5, 7, 11 oder älter -, es ist nicht zu spät, eine bereits aufgegebene Familiensprache wieder einzuführen. Gleichzeitig: je früher du beginnst, desto besser ist es. Wie passt das zusammen?

Grundsätzlich ist es natürlich so, dass es für die Sprachkompetenz deines Kindes am besten ist, wenn du bereits ab Geburt deine Sprache mit ihm sprichst. Warum? Erstens ist damit die Gesamtdauer, in der dein Kind mit deiner Sprache aktiv umgeben ist, am allerlängstens. Dann ist es besonders in den ersten Lebensjahren besonders einfach für Kinder, eine Sprache aufzunehmen, abzuspeichern und somit zu erlernen. Dazu kommt, dass es für sie damit natürlich auch von Anfang an völlig normal ist, dass die Sprache Teil ihres Lebens ist. Die Sprache als Teil des Familienlebens wird damit auch kaum einmal ernsthaft in Frage gestellt. Außerdem haben Tiefe und Umfang der Sprachkompetenz auch die größte Chance, denen von anderen Erstsprechern am ehesten zu gleichen, je früher eine Sprache erlernt wird.

All das sind gute Gründe, so früh wie möglich zu beginnen. Aber der Umkehrschluss gilt nicht. Denn nur weil man nicht von Geburt an begonnen hat, heißt das nicht, dass es keinen Sinn mehr macht später zu beginnen. Auch hier gilt natürlich: je früher das Ruder umgedreht wird, desto besser. Aber es gibt kein Cut-Off Alter, in dem es definitiv zu spät ist. Denn sonst könnte ja kein Erwachsener jemals eine neue Sprache erlernen.

Ok, so now that we got this out of the way: wie machst du es denn nun aber am besten, eine Sprache wieder einzuführen, wenn dein Kind schon 3, 5, 7, 11, oder älter ist? Hier sind 5 Tipps für dich.

1 Klarheit & Ziele

Du musst völlige Klarheit darüber haben, dass du deine Sprache jetzt weitergeben möchtest. Am allerbesten machst du dir auch noch Gedanken über dein Warum und deine Ziele. Was hättest du gerne für dein Kind? Soll es die Oma verstehen können oder soll es ihr auch erzählen können, was es erlebt hat? Soll es auch Lesen und Schreiben lernen? Oder sollen ihm vielleicht sogar mal die Unis deines Landes offen stehen. Schreib das alles am besten auf und erinner dich täglich daran.

2 Bezieh dein Kind mit ein

Da dein Kind schon älter ist, sprich mit ihm über deine Sprache. Erklär ihm altersgerecht, warum du damit jetzt anfangen wirst, erzähl ihm, wie du aufgewachsen bist, mach klar, was dir die Sprache bedeutet. Es kann gut sein, dass dein Kind anfangs wenig Freude damit hat, dass sich etwas so wesentliches wie eure Beziehungssprache ändern wird. Das ist völlig normal und darf so sein. Sei empathisch und gleichzeitig klar in deiner Entscheidung.

3 Step by step

Ich habe schon Familien begleitet, die die Kommunikationssprache von einen Tag auf den anderen nahezu komplett geändert haben. Daniela zum Beispiel, deren Geschichte du hier hören kannst. Andere machen es Schritt für Schritt.

Musik ist zum Beispiel ein hervorragendes Medium, um eine Sprache zu integrieren. Es macht Spaß, bringt Leichtigkeit in die Angelegenheit und vielen Kindern fällt es leicht, ein Lied in einer Sprache zu singen, die sie ansonsten eigentlich noch nicht sprechen. Ebenso bieten sich Reime oder Fingerspiele an.

Dann kannst du beginnen, bei einer Mahlzeit mit deinem Kind in deiner Sprache zu sprechen. Es befinden sich viele vertraute Gegenstände in eurer Umgebung, ihr macht eine vertraute Tätigkeit. Wenn du jetzt in deiner Sprache Bezug auf diese Dinge (Gabel, Glas, Kartoffeln, …) und Aktivitäten (essen, trinken, reden …) nimmst, dann wird dein Kind ganz ganz schnell verstehen, worum es geht und erste Fortschritte machen.

Bilderbücher sind auch toll, auch für ältere Kinder gerne Bücher hernehmen, die eigentlich für jüngere sind. Alles, wo du direkt drauf zeigen kannst, worüber gerade gesprochen wird, ist hilfreich. So können sich auch verschiedene Spiele wie Memory oder Puzzles dazu eigenen, deine Sprache zu verwenden.

4 Was hat dein Kind davon?

Überleg dir, was dein Kind konkret davon hat, dass es deine Sprache lernt und red mit ihm drüber. Ihr könntet dann zum Beispiel der Oma gemeinsam einen Brief schreiben oder ein Video für den Opa machen. Redet über die Kinder, die ihr kennt, die eure Sprache auch sprechen, über den nächsten Sommer am Strand oder den Besuch zu Weihnachten. Es gibt bestimmt ganz konkrete Dinge, die dein Kind auch sofort davon haben wird, wenn es deine Sprache ab jetzt lernt.

5 Unterstützung

Eines ist allerdings klar: in den seltensten Fällen ist dieses Unterfangen, eine bereits aufgegebene Familiensprache wieder einzuführen, ein geradliniges. (Was ist das schon im Leben?) Es wird besondere Herausforderungen geben und es gilt auch erst einmal, einen für euch passenden Weg zu finden. Das kann unter Umständen einige Zeit dauern. Denn Veränderung braucht eben nun mal Zeit. Und eine aufgebene Familiensprache wieder einzuführen ist eine große Veränderung.

Es kann sein, dass dein Kind anfangs wenig Freude damit hat. Es kann sein, dass es dir selbst schwer fällt, plötzlich wieder täglich in deiner Sprache zu sprechen. Es kann der Moment kommen, an dem du glaubst, es bringt alles sowieso nichts. Und es wird mit Sicherheit Tage geben, an denen du wenig schaffst.

Darum brauchst du für so ein Unterfangen Unterstützung. Am besten sowohl professionelle als auch persönliche. Beides bekommst du zum Beispiel im Multilingual Momentum Club. In diesem 6-Monatsprogramm habe ich schon viele Familien dabei begleitet, eine bereits aufgegebene Familiensprache langfristig und nachhaltig wieder zu einem lebendigen Teil des Familienalltags zu machen.

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