Wenn dein zweisprachiges Kind einen Fehler beim Sprechen macht

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wie gehst du eigentlich damit um, wenn dein zweisprachig aufwachsendes Kind einen Fehler beim Sprechen macht? Hier erfährst du, was deinem Kind wirklich hilft und was du besser lässt.

Fangen wir mal mit der Frage an, was denn überhaupt ein Fehler ist:

Das Kind sagt „Feise“ statt „Seife“, „gewisst“ statt „gewusst“ oder „Sule“ statt „Schule“. Anders ausgedrückt: Das Kind spricht noch nicht so wie ein Erwachsener. Ein Fehler ist es meist nur, wenn man es mit dem angestrebten Endergebnis vergleicht, nicht unbedingt aber, wenn man es innerhalb des Systems der Kindersprache selbst anschaut

Warum?

Weil Spracherwerb nicht willkürlich abläuft, sondern einem System folgt, bei dem nach und nach Neues gelernt und integriert wird. So wie kein Kind damit beginnt, 4-Wortsätze zu sprechen, bevor es 2- und 3-Wortäußerungen gemacht hat, so gibt es auch viele andere Facetten einer Sprache, die erst beherrscht werden können, wenn anderes bereits gemeistert ist.

Ist es sinnvoll, dein Kind zu korrigieren und ihm zu sagen, wie es richtig gesagt wird?

Kinder lernen ihre Sprache(n) in erster Linie vom Zuhören und vom Interagieren mit anderen Sprechern. Somit lernen sie sie auch dann vollständig und korrekt, wenn sie nicht aktiv korrigiert werden. Oft bringt das eben auch gar nichts, weil sie in ihrer Sprachentwicklung noch nicht für den entsprechenden Lernschritt bereit sind. Im schlimmsten Fall verunsichert oder entmutigt eine Korrektur sogar.

Was also tun?

Ganz einfach: wenn es in die Konversation passt, dann spiegelst du deinem Kind die richtige Variante. „Ich hab das aber nicht gewisst!“ – „Oh nein, ich hatte keine Ahnung, dass du das nicht gewusst hast.“ Das muss aber auch nicht jedes Mal der Fall sein. Als mein Sohn damals 30 mal hintereinander nach mehr „Feise“ gefragt hat, hab ich ein paar Mal gesagt: „Da hast du noch Seife.“ Aber ganz oft auch einfach gar nichts entsprechend wiederholt. Es muss eben immer noch natürlich sein und ins Gespräch passen. Wir nennen das übrigens korrektives Feedback. Wenn das Kind die richtige Version oft genug hört, dann wird es sie irgendwann auch verwenden

Was, wenn dein zweisprachiges Kind Fehler macht, die du eindeutig der Zweitsprache zuordnen kannst?

Es ist völlig normal, dass mehrsprachige Menschen immer wieder mal so genannte Transferfehler machen. Mir zum Beispiel passiert es immer wieder, dass ich etwa auf Deutsch einen Satz beginne, mittendrin draufkomme, dass ich eigentlich gerade dem englischen Satzbau folge und ich das Gesagte auf Deutsch gar nicht richtig zu Ende bringen kann. Zweisprachige Kinder machen solche Transferfehler während des Spracherwerbs natürlich auch. Auch hier gilt: Spiegle deinem Kind das Gesagte einfach richtig wieder. So wird es Schritt für Schritt immer kompetenter.

Und wenn dein Kind einen Fehler in der Umgebungssprache macht, während es mit dir spricht?

Wenn dein Kind dir etwas in einer anderen Sprache sagt, als in der, in der du mit ihm kommunizierst, dann brauchst du auch das korrektive Feedback nicht anwenden. Dann spiegelst du ihm das, was es dir z.B. auf Deutsch gesagt hat in deiner Sprache, also z.B. Spanisch. So gibst du ihm die Wörter für das, was es sagen wollte, in deiner Sprache. Das korrektive Feedback erhält das Kind dann in anderen Situationen von den Bezugspersonen mit Deutsch.

Wann sind Fehler problematisch?

Natürlich gibt es auch Situationen, in denen ein Kind einen Lernschritt tatsächlich nicht in dem Zeitrahmen schafft, in dem wir das von den meisten Kindern erwarten. Wenn z.B. ein Kind, das in die Schule kommt, noch kein „sch“ richtig aussprechen kann, dann sollte man da genauer hinschauen und das Kind dabei professionell unterstützen. So kann man später dann Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben vermeiden. Wenn du dir konkret Sorgen um die Sprachentwicklung deines Kindes machst, dann ist es immer besser, einmal mehr fachlichen Rat einzuholen. Rede dann am besten mit deiner Kinderärztin.

Ganz klar: je mehr und je abwechslungsreicher der Input ist, den dein Kind bekommt, desto solider können seine Sprachkenntnisse werden und desto schneller können auch Fehler ausgeräumt werden. Am allerwichtigsten ist das natürlich für die Familiensprache(n), die in der Umgebung kaum bis gar nicht gesprochen werden.

Wenn du dabei Unterstützung brauchst, dann melde dich am besten direkt bei mir. Gemeinsam können wir schauen, wie du dein Kind am besten in seiner Sprachentwicklung fördern kannst.

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